Rückblick auf ein denkwürdiges Feuerwehrjahr
Selten hat ein einzelnes Ereignis eine Dienstversammlung der Feuerwehr Burgau so geprägt, wie in diesem Jahr und dem damit verbundenen Rückblick auf 2024. Das Jahrhunderthochwasser vom Mai/Juni des Vorjahres war in jedem der Redebeiträge und Rückblicke omnipräsent.
So begrüßte 1. Bürgermeister Martin Brenner alle Mitglieder der Burgauer Wehr und der Löschgruppe aus Großanhausen und ließ nach einer kurzen Präsentation der Finanzdaten und Haushaltansätze für das Feuerwehrwesen den Blick zurück schweifen. Er erinnerte an die dramatischen Tage Anfang Juni und berichtete, dass die Stadt allein während des 10 Tage dauernden Katastrophenfalls knapp eine halbe Million Euro unmittelbare Kosten zu begleichen hatte. Er bedankte sich nochmals bei allen Helfern, die teils unter hohem persönlichen Einsatz (manche waren selbst privat vom Hochwasser betroffen) Hilfe geleistet hatten. Er berichtete den Floriansjüngern aber auch von dem großen Respekt und der Anerkennung, der in der Bevölkerung gegenüber der Feuerwehr in den Wochen danach ausgesprochen wurde. Als größte Investitionen sind im vergangenen Jahr der Teleskoplader ‚Manitou‘ und die beiden HLF20 zu verzeichnen, die nach drei Jahren Lieferzeit in den nächsten Wochen endlich nach Burgau kommen sollen.
Von 286 „regulären“ Einsätzen außerhalb der Hochwassers berichtete 1. Kommandant Hans-Peter Merz im Anschluss. Er lenkte den Blick auch auf die vielen Arbeits-, Planungs- und Übungsstunden die mittlerweile zum Tagesgeschäft der Wehr gehören und vor den prägnanten Einsätzen in den Hintergrund rücken. Sie werden einerseits durch ihn als Kommandant in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und andererseits durch die zahlreichen Fachbereiche in ehrenamtlicher Arbeit geleistet. Die Arbeiten reichen von der Pflege und Wartung der Einsatzfahrzeuge, Schulungen und Weiterbildungen in den Bereichen First Responder, Drohneneinsatz, E-Mobilität oder Großtierrettung bis hin zu klassischen Aufgaben wie Öffentlichkeits- und Jugendarbeit. Auch der Aufbau einer „Abschnittsführungsstelle“ für den Inspektionsbereich Burgau in Abstimmung mit dem Landratsamt nimmt viel (Frei-)Zeit in Anspruch, hat sich aber im Hochwasser bereits grundlegend bewährt. Abschließend formulierte Merz noch den immer größer werdenden Zwiespalt der Einsatzkräfte: Trotz einem immer breiter werdenden Aufgabenspektrum und einer steigenden Anzahl an Einsätzen erwarte die Bevölkerung eine stets einsatzbereite und gut aufgestellte Feuerwehr, die nicht dem Puls der Zeit hinterher hinkt – die aber dennoch den Großteil ihrer (gemeindlichen Pflicht-)aufgaben durch ehrenamtliche Arbeit abdeckt. Ob und in welcher Form diese rasante Entwicklung auch in der Zukunft so weitergehen kann, bleibt seinen Worten nach noch abzusehen.
Anschließend konnten die Anwesenden aktiv werden: Matthias Imminger und Christian Schneider stellten sich turnusgemäß zur Wiederwahl als stellvertretende Kommandanten. In zwei separaten Wahlgängen wurden beide einstimmig im Amt bestätigt. Während der Stimmauszählung sprach der scheidende Kreisbrandinspektor Erwin Schneider zu den Aktiven und berichtete von den Aus- und Fortbildungen auf Landkreisebene. Die Versammlung war sein letzter offizieller Termin als KBI – am darauffolgenden Tag trat er altersbedingt in den Feuerwehrruhestand ein. Die jahrelange gute Zusammenarbeit mit der Burgauer Wehr kam anschließend mit tosendem Applaus und stehenden Ovationen des ganzen Saals zum Ausdruck.
Nachdem Gruppenführer Andreas Ernst für 40 Jahre aktiven Dienst geehrt wurde, hatte Landtagsabgeordnete Jenny Schack auch eine Ehrung für alle weiteren Anwesenden im Gepäck: Sie überreichte die Fluthilfenadel des Freistaats für die geleisteten Dienste während des Hochwassers. In einem kurzen Grußwort ließ sie ihre persönlichen Eindrücke des Jahrhundertereignisses Revue passieren und dankte allen Helfern: „Auf Sie kann ich mich verlassen!“. Sie kündigte außerdem an, sich in München und Berlin weiterhin politisch für den Hochwasserschutz in der Mindelstadt und die dafür nötigen Gelder einzusetzen.


Dass die Ehrenamtlichen nicht nur ihre Zeit in die Aufgaben der Gefahrenabwehr, sondern auch noch in zahlreiche Termine des Feuerwehrvereins stecken, sei keine Selbstverständlichkeit, resümierte 1. Vorstand Elmar Baumeister in seinem Bericht im Rahmen der anschließenden Generalversammlung. Er zeigte sich stolz über den Beitrag zum kulturellen Leben in der Stadt, der am Engagement für Storchenfest, Weihnachtsmarkt oder dem Ausrichten des Kreisjugendfeuerwehrtags abgelesen werden kann. Kassierer Thomas Berger berichtete von zahlreichen Spenden, die den Verein nach der Flut erreichten und die seither sukzessive in Anschaffungen für den Hochwasserschutz investiert wurden. Hierzu zählen beispielsweise Zuschüsse zum erwähnten Teleskoplader, Drohne, Tegernsee-Pumpen oder einem noch zu beschaffenden BoxWall-System, mit denen der Verein der Kommune bei der Anschaffung finanziell unter die Arme greift. Nach guten dreieinhalb Stunden Sitzungs-Marathon war der Rückblick auf ein außergewöhnliches Einsatzjahr dann schließlich beendet – auf eine Wiederholung mit gleichem Inhalt im nächsten Jahr werden alle Beteiligten wohl gerne verzichten.
