Geschichte
Gründung und Anfangsjahre
Die erste Freiwillige Feuerwehr in Bayern wurde im Jahre 1849 in der Stadt Augsburg ins Leben gerufen. Auch in unserer Heimatstadt Burgau wurde bereits im Jahre 1862 über die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr nachgedacht. Im gleichen Jahr noch wurde Burgau von einem Großbrand heimgesucht. Die damalige Karpfenwirtschaft (ehemalige Sparkasse in der Stadtstraße, jetzt Fitnessstudio) sowie das Angrenzeranwesen des Silberarbeiters Miller (ehemals Bekleidungshaus Eggstein) brannten bis auf die Grundmauern nieder. Ein Volksschullehrer namens „Wohlgefallen“ hatte damals die sogenannten Turner, welche sich nach dem Vorbild von „Turnvater Jahn“ zu Sportübungen trafen (Vorläufer des heutigen Sportvereins), spontan zusammengerufen. Mit dieser Gruppe konnte kurzfristig eine einigermaßen geschlossene Rettungs- und Löschhilfe gewährleistet werden.
Der junge Burgauer Kaufmann Theodor Zacher informierte sich bei Vorreitern wie Carl Lettenbauer aus Augsburg und Johann Mossauer aus Günzburg über die Vorbereitungen zur Gründung einer Feuerwehr. So gelang es am 2. November 1863 mit 22 Bürgern die Freiwillige Feuerwehr Burgau zu gründen. Bei einer darauf folgenden Versammlung am 28. November 1863 erhöhte sich die Mitgliederzahl auf insgesamt 130 Helfer. Aus deren Mitte bildete sich der vorläufige Verwaltungsrat. Wir lesen unter diesen Gründungs- und Verwaltungsratsmitgliedern alteingesessene Burgauer Namen.
Vorname | Nachname | Beruf | Posten |
Karl Melchior Theodor Lukas Josef A. Ludwig Michael Andreas Xaver Ludwig Michael Hilarius Ludwig Johann Georg M. Ludwig Konstantin Albert Michael Adam Michael | Eggstein Klein Zacher Müller Kastner Mayerhofer Waymaier Scheppach Müller Zimmermann Oppel Zöschinger Kastner Zenetti Kastner Leonhardt Schied Aufinger Kastner Scheppach Moser | Privatier Zimmermeister Kaufmann Gerbermeister Getreidehändler Maurermeister Schreiner Gerberänders Mühlbesitzer Kupferschmied Posementier Strumpfwirker Bandfabrikant Kaufmann Trompeterjörgle Ökonom Färbermeister Maler Webmeister Strumpfstricker Säcklermeister | Vorstand Kommandant Adjutant Zugführer Zugführer Zugführer Zugführer Rottenführer Rottenführer Rottenführer Rottenführer Beisitzer Beisitzer Zeugmeister Signalist |
Die Führungskräfte der neu gegründeten Feuerwehr, besetzt durch Handwerksmeister, stellten an den „hochlöblichen Stadtmagistrat von Burgau“ die Bitte, in Vermittlung mit dem Königlichen Bezirksamt Günzburg die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr genehmigen zu wollen. Nun begann die große Aufgabe, die Wehr aufzubauen, doch es fehlte an Gerätschaften. Durch Gesuch an das Königliche Bezirksamt Günzburg wurde der Wehr die Distriktspritze überlassen. Die Wehr hatte sich damit verpflichtet, bei Bränden innerhalb des Landgerichtbezirks Burgau mit der Spritze auszurücken. Auch die neue Burgauer Saugspritze wurde vom Magistrat zur Verfügung gestellt. Des Weiteren wurden nach Bedarf und vorhandenen Mitteln Geräte und Ausrüstung beschafft. Die Wehr wurde sogar zur damaligen Zeit (1864) bereits mit Uniformen ausgestattet.
Die Finanzierung wurde teils durch Zuschüsse der Stadtkasse, der Feuerversicherungen, des Landesausschusses, durch zahlreiche Zahlungen bei Hilfeleistungen von Staatsunternehmen und nicht zuletzt durch Mitgliederbeiträge bestritten. Die Uniformen wurden zum großen Teil von den Wehrmännern selbst bezahlt und bei Austritt, bzw. Wegzug, von der Feuerwehrkasse wieder vergütet.
Im August 1875 hatte die Freiwillige Feuerwehr Burgau einen aktiven Mannschaftsstand von 127 Mann.
An Geräten waren vorhanden: 2 Schiebeleitern, 2 Steigerwagen, 2 Saug-Druckspritzen, 2 große vierrädrige Druckspritzen, 1 kleine Druckspritze, 1 Rettungswagen mit Rettungssack, 3 Schlauchwagen und ca. 2000 Meter Hanfschläuche.
Als Requisitenhaus (Gerätehaus) dienten die Räume in der „Schranne“ (Schlossstadel). Die Feuerwehr war eingeteilt in Steigerzug, Spritzenzug, Retter und Ordnungsmänner.
Bezirksversammlung 1876
Am Sonntag, den 12. Mai 1876 fand in Burgau die erste Bezirksversammlung der Feuerwehren des Königlichen Bezirksamtes Günzburg statt. Anwesend waren 400 Delegierte, außer den Verbandsfeuerwehren waren vertreten: die Feuerwehren aus München, Augsburg, Lauingen, Günzburg, Gundelfingen, Illertissen, Dinkelscherben, Ziemetshausen, Zusmarshausen, Wertingen und Glött.
Die Feuerwehr Burgau hatte eine Besichtigung mit Vorführung einer umfangreichen Angriffsübung vorbereitet. Angetreten waren 220 Mann, einschließlich 80 Mann Pflichtfeuerwehr mit 11 Fahrzeugen. Aufstellung wurde in der Tellerstraße bezogen. Der erste Angriff war auf das Schrannengebäude am Marktplatz, das Wasser wurde aus der Mindel entnommen.
Im damaligen Einsatzbericht kann man lesen: „Fünf Minuten nach dem Alarm ergossen sich Wasserstrahle von hohen Leitern über das Gebäude.“ Nach zehn Minuten wurde abgeblasen, die Mannschaft machte sich zur Abfahrt fertig; neue Aufstellung in der Kochgasse. Zweiter Angriff auf das Gasthaus „Zum Käppele“. Auch hier standen vier Minuten nach dem Angriffssignal drei Strahlrohre unter Druck. Für die Leistungen wurde von den anwesenden Gästen vollste Anerkennung gezollt, zumal das Löschwasser von der weit abgelegenen Mindel durch zwei Maschinen hergepumpt werden musste.
Bei der darauf folgenden Versammlung wurde die Wahl des Bezirksfeuerwehrvertreters, des Ersatzmannes und fünf weiteren Ausschussmitgliedern vorgenommen. Als Bezirksvertreter fiel die Wahl auf den Feuerwehrkommandanten Theodor Zacher aus Burgau. Als Stellvertreter wurde Johann Mossauer aus Günzburg gewählt. Anschließend ergriff der Vertreter der Königlichen Staatsbehörde, Herr Bezirksassessor Haidl das Wort. Er erläuterte die Feuerlöschordnung und sprach zum Schluss der Freiwilligen Feuerwehr Burgau für die vorgeführten, vortrefflichen Leistungen Lob und Anerkennung aus. Er betonte: „Die heutige Bezirksversammlung möge stets in dem Andenken der fremden Gäste bleiben und das Beispiel der Burgauer Wehr ein Ansporn für alle Feuerwehren sein und bleiben; den wackeren Burgauer Kameraden ein herzliches ‚Gut Heil!'“
Zu dieser ersten Wahl des Bezirksfeuerwehrvertreters im Jahre 1876 können wir heute mit Freude bestätigen, dass bis Kriegsende 1945 vier Feuerwehrmänner aus der Freiwilligen Feuerwehr Burgau das Vertrauen als Feuerwehrleiter im Verband Günzburg-Land genossen haben.
Bis zum Zweiten Weltkrieg
Schon im Jahre 1878 wurde die Löschwasserversorgung dadurch verbessert, als in der hochgelegenen Tellerstraße eine sehr ergiebige Zisterne errichtet und die Zufahrt zum Landgerichtsbrunnen gesichert wurde.
Einige bedrohliche Brände musste die Wehr bewältigen. 1879 brannten die landwirtschaftlichen Gebäude der unteren Mühle bei gefrorener Mindel, 1892 der Dachstuhl- und Zimmerbrand im Schloss, die Engbauten der Färbe 1909 und die beiden Engbauten der Lammbrauerei 1911. Doch immer wieder war es gelungen, das Feuer auf seinen Entstehungsherd zu beschränken, dank guter Geräte und straffer Ausbildung unserer Feuerwehr.
Bis zur Jahrhundertwende war die Wehr bis zum letzten Mann uniformiert. Im Jahre 1900 erhielt die Wehr eine neue Vereinsfahne. 1908 erfolgte die Anschaffung einer neuen Saug-Druckspritze, damit konnten zwei alte Feuerspritzen ausgemustert werden.
Bereits Jahre vorher stellte der langjährige Feuerwehrkommandant Herr Frey im Magistrat Anträge zur Errichtung einer Wasserleitung in Burgau. Bis zum Herbst 1912 konnte die Freiwillige Feuerwehr schließlich Hydranten mit 5 atü Druck bei der Brandbekämpfung einsetzen.
Anlässlich des 50-jährigen Stiftungsfestes im Jahr 1913 erhielt die Wehr als Jubiläumsgeschenk von der Stadt die erste mechanische, freistehende Magirusleiter mit 10 Meter Steighöhe sowie einen Rauchspritzapparat (Rauchhelm).
1927: Verlegung der Feuerwehrgeräte vom Schlossstadel in die Erdgeschossräume des alten Rathauses.
1928: Ankauf der zweiten mechanischen freistehenden Magirusleiter mit 15 Meter Steighöhe. Im selben Jahr kam diese neue Leiter beim Schlossbrand in Jettingen zum ersten Mal zum Einsatz. Dieser Einsatz zeigte, dass mit der Handpumpe kein Löscherfolg mehr erzielt werden kann; die Verwaltung beschloss, eine Magirus-Motorspritze anzuschaffen.
1930: Kauf der neuen Magirus-Motorspritze Liliput 2. Diese leistete ihren Dienst bis zum Jahre 1947.
Unsere Feuerwehr im Kriegseinsatz
Bereits 1940 wurde in Burgau die HJ-Feuerwehr ins Leben gerufen. Jugendliche wurden in einer eigenen Gruppe zusammengefasst und für Kriegseinsätze ausgebildet.
Im Jahre 1941 wurde ein Gauvergleichskampf der HJ-Feuerwehren durchgeführt. Die Burgauer Truppe dominierte bei diesem Wettbewerb und erhielt den Siegpreis – einen Anhänger mit Motorspritze im Wert von 2800 DM.
Am 25. Juni 1942 wurde in unserer Heimatstadt erstmals eine Sirene installiert. Sie diente nicht nur zur Feuerwehralarmierung, sondern vielmehr dem Kriegseinsatz. Heute noch schreckt der Heulton so manchen Bürger und lässt manche schlechte Erinnerung an diese schreckliche Zeit erwachen.
Im Jahr 1943 konnte das erste motorisierte Feuerlöschfahrzeug mit Anhänger und einer Magirus-Motorspritze mit einer Leistung von 800 Liter Wasser in der Minute übernommen werden. Dieses Fahrzeug leistete bis in die 60er Jahre seinen Dienst. Viele Einsätze konnten mit diesem Fahrzeug erfolgreich durchgeführt werden.
Die gewaltigen Schäden durch Luftangriffe auf deutsche Städte erforderten entsprechenden Schutz sowie Rettungs- und Feuerlöscheinsätze. Die Hilfsorganisationen mussten motorisiert sein, um rasche Hilfe leisten zu können. Ferner mussten sie mit großen Mengen Schläuchen versehen sein, da bei Luftangriffen stets damit gerechnet werden musste, dass die Löschwasserversorgungen zerstört wurden. Durch Zusammenlegung der Landkreise Dillingen und Günzburg wurde 1943 eine Feuerlöschbereitschaft gebildet. Diese wurde zum Einsatz für Überlandhilfen bei Luftangriffen eingesetzt. Die Truppe war dem Kreisfeuerwehrführer Anton Haisch aus Burgau unterstellt. Die Burgauer Wehr wurde zur Überlandhilfe (16 Einsätze) nach München, Augsburg, Ulm, Donauwörth, Günzburg usw. gerufen. Dabei wurden oft mehrtägige Einsätze geleistet.
Nachname | Vorname | geb. | Posten |
Lang Drexel Demharter Müller Fanderl Weitmann Langenmayer Müller Rössle Hins | Max Anton Josef Anton Wendelin Wendelin Josef Georg Hans Karl | 16.11.1889 23.09.1885 08.03.1891 10.11.1910 14.04.1905 09.11.1891 26.02.1909 09.06.1909 04.05.1899 10.09.1908 | Zugführer Maschinist/Fahrer Haupttruppmann Haupttruppmann Haupttruppmann Haupttruppmann Haupttruppmann Haupttruppmann Haupttruppmann Gruppenführer |
Reserve: Mader Tippel Arnold | Max Ludwig Andreas | 01.07.1893 04.05.1903 05.08.1895 | Haupttruppmann Haupttruppmann Haupttruppmann |
Einige dieser Kameraden, die oftmals ihr Leben bei Kriegseinsätzen für den Nächsten aufs Spiel gesetzt hatten, wurden hoch ausgezeichnet. Diesen Männern gilt auch heute noch unser Dank und Anerkennung. Sie sind Vorbild für alle folgenden Feuerwehr-Generationen.
Der Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Burgau schrieb nach dem Krieg 1945 folgende Zeilen an die im Einsatz gewesenen Kameraden:
Meine Lieben Feuerwehr Kameraden!
Ihr habt mit großem Verständnis und mit noch größerer Nächstenliebe und Pflichttreue Euren Mann gestellt, wenn es galt unschuldigen, hilflosen, durch die Wucht der Luftwaffe geschädigten Mitmenschen zu Hilfe zu eilen. Kein Unwetter, kein ängstlicher Blick von Frau und Kindern, keine Gefahr für Gesundheit oder Leben hat uns abgehalten, den Weg der Pflichterfüllung anzutreten und auszuharren solange es die Not verlangte.
„Hetz’n kimma uns’re tapfern‘ Schwob’n“
Das war der Gruß der Abschnittsführer im Befehlsraum bei wiederholten Einsätzen in unserer Landeshauptstadt München. Ein dankend Wort oder Handdruck von den von Not und Unglück heimgesuchten Menschen, das war unser schönster Lohn.
Kameraden! Solange die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr lebt sei Euch für diese heldenhafte Tat treuer Kameradschaft gedankt!
Nach 1945 bis 2000
Nach Kriegsende 1945 war Anton Haisch 1. Vorstand und Kreisfeuerwehrführer.
1946: Leonhard Burglöhner übernimmt als neuer 1. Kommandant die Feuerwehrführung in den schwierigen Nachkriegsjahren.
1954: Am 15. Oktober übernahm unsere Wehr das erste kreiseigene Tanklöschfahrzeug. Großbrand der Schlossbrauerei in Jettingen.
1959: Im Jahre 1959 beschloss der Stadtrat, das Rathaus nach Süden entlang der Norbert-Schuster-Straße zu erweitern und zugleich neue Unterstellmöglichkeiten für die Freiwillige Feuerwehr zu schaffen.
1960: Im November 1960 konnte das neue Gerätehaus (Südflügel des alten Rathauses, heute Café/Bar) der Freiwilligen Feuerwehr übergeben werden.
1961: Im Jahre 1961 stellte das Bundesministerium des Innern in Bonn der Freiwilligen Feuerwehr einen neuen Schlauchwagen und 8500 Meter Schläuche für die Überlandhilfe zur Verfügung.
1963: Feierte unsere Wehr das 100-jährige Jubiläum. Bei der Volksschule wurde eine große Schauübung gezeigt, bei der aus mehreren Strahlrohren farbig gespritzt worden ist. Der Festabend mit Festansprachen und Ehrungen fand in der Turnhalle statt. Nach dem Festgottesdienst am Sonntag bewegte sich der Festzug zum Tellerbräu, wo ein Gartenfest abgehalten wurde. Der Schirmherr des Jubiläumsfestes war der ehemalige Regierungspräsident Herr Dr. Johannes Mang, ein geborener Burgauer.
1964: Ein neues Tanklöschfahrzeug vom Typ TLF 16 wurde unserer Wehr vom Landkreis Günzburg übergeben. Die erste Löschgruppe legte mit Erfolg die Prüfung zum Leistungsabzeichen ab.
1965: Die Stadt Burgau übergibt der Freiwilligen Feuerwehr ein neues Löschfahrzeug vom Typ LF 16 (Wert: 70.000 DM). Ebenso wurde in diesem Jahr ein Ölschadenanhänger des Landkreises in Burgau stationiert.
1966: Das Jahr 1966 war geprägt von einer schweren Ölkatastrophe. Eine halbe Million DM Sachschaden verursachte der größte Ölschaden in der Geschichte unserer Einsatzarbeit. Nach einem Defekt an der Pumpstation Dürrlauingen flossen über 30.000 Liter Rohöl in die Kanalisation und in die Kläranlage der Gemeinde. Alle verfügbaren Feuerwehren der umliegenden Gemeinden waren mehrere Tage im Einsatz. Armin Eggstein wird Nachfolger von Leonhard Burglöhner als 1. Kommandant.
1967: In diesem Jahr führte unsere Wehr beim Burgauer Krankenhausneubau eine Großübung durch. Zusammen mit dem BRK sowie zahlreichen Feuerwehren wurde diese Schauübung abgehalten. Verletzte wurden über einen Seilzug aus dem ersten Stock abgeseilt. Alle Fahrzeuge und Gerätschaften wurden dabei eingesetzt. Viele Zuschauer verfolgten mit Interesse die Arbeiten und Demonstrationen unserer Wehr.
1968: Ein Großbrand eines landwirtschaftlichen Anwesens in der Tellerstraße, sowie der Brand eines Munitionslastzuges der US-Army waren die markanten Einsätze dieses Jahres.
1969: Das Jahr 1969 begann wiederum mit einem gefährlichen Löscheinsatz. Ein LKW, beladen mit Gasflaschen, war in Brand geraten. Durch Mut und schnellen Einsatz konnte Schlimmeres verhindert werden.
1970: Gründung der ersten Feuerwehr-Jugendgruppe unter der Leitung von Karl Haugg und seinem Stellvertreter Alfred Hins.
1971: Nach 19-jähriger Pause wurde im Lammsaal wieder ein Feuerwehrball abgehalten. Unter der Regie von Karl Haugg, Karl Ortner und Armin Eggstein wurde der Lammsaal in einen Ballsaal verwandelt. Der Feuerwehrball wurde für einige Jahre wieder zu einem festen Bestandteil im Terminkalender der Burgauer Fasnacht. In diesem Jahr brannte auch ein mit hochprozentigem Branntwein beladener LKW auf der Autobahn und musste gelöscht werden. Die Schnapsflaschen entpuppten sich dabei als kleine Bomben. Der Großbrand des Brauereigasthofes Gleich in Oberknöringen war der schwerste Einsatz in diesem Jahr.
1972: Wieder einmal mussten unsere Männer zu einem Einsatz auf die Autobahn. Eine Selbstfahrlafette der US-Army, beladen mit einer Rakete, hatte Feuer gefangen und sollte gelöscht werden. Der Fahrer hatte noch versucht, sein Fahrzeug in den Autobahnsee zu lenken, blieb jedoch im weichen Boden stecken. Mit großem Mut und der bekannten Schnelligkeit der Burgauer Wehr konnte das Feuer wirkungsvoll bekämpft werden.
1973: konnten wir unsere Schlagkraft bei Unfällen enorm verstärken. Die Stadt erwarb einen Gerätewagen mit Ausrüstung speziell für Verkehrsunfälle im Wert von 62.000 DM. Dieses Fahrzeug wurde dann auch mit der ersten hydraulischen Rettungsschere ausgerüstet. Außerdem erhielt unsere Wehr im November erstmals sogenannte „Piepser“ für die stille Funkalarmierung. Drei verschiedene Funkschleifen mit unterschiedlicher Mannschaftsstärke wurden eingerichtet. Der schwerste Einsatz des Jahres war der Brand einer E-Lok bei Freihalden. Mit großen Mengen Leichtschaum wurde dieser Brand bekämpft. Die Bahnlinie Augsburg-Ulm war für mehrere Stunden blockiert.
1975: Auch am Heiligen Abend muss der Feuerwehrmann stets bereit sein, seinem Nächsten zu helfen. Die Zimmerei und das Sägewerk Buhl in Unterknöringen brannten und rief die Kameraden am Heiligen Abend zum Einsatz.
1976: kam man auf die Idee, ein Schlossfest durchzuführen, um die Vereinskasse ein bisschen aufzufüllen. Bei herrlichem Sommerwetter wurde das Fest zu einem großartigen Erfolg. Das Schlossfest wurde schließlich für einige Jahre zu einer festen Einrichtung im Vereinsjahr.
1977: Ein Großbrand der Firma Zöschinger verursachte eine halbe Million Mark Sachschaden. Die Lackierstraße wurde ein Raub der Flammen. Dieses Jahr war auch das Jahr der Heustockbrände. Die Heuernte wurde auf Grund des guten Wetters früh eingebracht, was zur Folge hatte, dass zahlreiche Heustöcke überhitzt waren und abgetragen bzw. gekühlt werden mussten. Gleichzeitig gab es in diesem Jahr einen Führungswechsel. Bei der Generalversammlung im Januar wurde Johann Maier als Nachfolger von Armin Eggstein zum 1. Kommandanten gewählt. Karl Haugg wurde sein Stellvertreter.
1978: Im Gerätehaus konnte ein Raum für Atemschutzpflege gewonnen werden. Ebenso wurde das Florianstüberl im Gerätehaus eingerichtet.
1979: Vom Landkreis erhielt unsere Wehr einen Kompressor zum Befüllen der Atemschutzflaschen, Atemschutzwart wurde Peter Leitenmaier. Bei der Generalversammlung im Januar wurde der Feuerwehrverein wieder ins Leben gerufen, der Jahresbeitrag wurde auf 5 DM festgelegt. Auf Initiative von Johann Maier wurde das Herbstfest ins Leben gerufen, es wurde danach viele Jahre in der Maschinenhalle von Anton Anhofer abgehalten. Karl Hins und Rudolf Weh stifteten in diesem Jahr für die Jugendgruppe einen Feuerwehrwimpel.
1980: Im Spätherbst musste unsere Wehr mithelfen die kleine Heidi in einem Waldstück bei Gundremmingen zu suchen. Das kleine Mädchen war mit dem Vater in den Wald gegangen, war weggelaufen und hatte nicht mehr zurückgefunden. Nach über zwei Stunden Suche, es war bereits sehr dunkel, konnte das Mädchen verängstigt hinter einem Baum gefunden werden.
1981: Dieses Jahr stand ganz im Zeichen des Kreisfeuerwehrtages, der am 11. und 12. September in Burgau stattfand. Der Samstag begann auf dem Burgauer Sportplatz mit einem großen Jugendleistungswettbewerb der Landkreis-Feuerwehrjugend. Beim Festplatz am Gsundbrunnenbad fand eine große Fahrzeugausstellung statt. Unser Kamerad Sebastian Buchfellner war für diese Ausstellung verantwortlich. Eine großartige Schau alter Spritzen und Geräte bis zum modernsten Löschfahrzeug unserer Zeit. Der große Festzug mit weit über 1000 Teilnehmern ging am Sonntagnachmittag durch die Burgauer Straßen. Alle Männer unserer Wehr waren mit Organisation sowie Auf- und Abbau des Festzeltes bei den Festtagen stark engagiert.
Für den Feuerwehrverein wurden in diesem Jahr neue Anstecknadeln in Gold und Silber beschafft. Unser Freund und Gönner Max Seybold hatte die Anstecknadel entworfen und zu Papier gebracht.
Markantester Einsatz des Jahres war ein Ölschaden in der Bleichstraße, wobei mehrere hunderte Liter Benzin in die Kanalisation geflossen waren. Mit schwerem Atemschutz mussten unsere Männer durch die Kanalrohre kriechen und Ölbindemittel streuen. 1981 konnte erstmals eine Gruppe Aktiver das Leistungsabzeichen der höchsten Stufe, nämlich Gold-Rot ablegen. Karl Haugg, Sebastian Buchfellner und Karl Hins waren die ersten Träger dieses Leistungsabzeichens.
1982: gab es wieder Neuwahlen bei unserer Wehr. Johann Tippel wurde zum Nachfolger von Johann Maier als 1. Kommandant, Karl Haugg wiederum als Stellvertreter gewählt. 67 Einsätze mussten in diesem Jahr bewältigt werden.
1983: Im April wurde die Inspektion durch KBR Honold abgenommen. Die Einsatzübung fand beim BayWa-Lagerhaus statt und wurde hervorragend durchgeführt. Erstmals wurde gemeinsam mit den Feuerwehren des ganzen Landkreises der Florianstag in Günzburg gefeiert. 2 Großbrände von landwirtschaftlichen Anwesen in Landensberg waren die schwersten Einsätze des Jahres.
1984: Großbrand des Bauernhofes Bayer in Oberknöringen. Trotz schnellsten Einsatzes aller gerufenen Wehren konnte ein Teil der Tiere (Schweine) nicht mehr gerettet werden. Auch zu einer Hundebergung aus einem Baggersee wurde unsere Wehr gerufen. Bei der Generalversammlung wurden die neuen Feuerwehrdienst- bzw. Vereinssatzungen beschlossen.
1985: Der Januar begann mit einem schweren Ölschaden. Zwei Tankzüge waren kollidiert und über 12.000 Liter Benzin und Heizöl waren ausgelaufen und mussten abgebunden werden. Aus einem PKW im kalten Wasser eines Baggersees musste ein Toter geborgen werden.
1986: Ein Großbrand in Offingen vernichtete ein Lagerhaus, bei dem eine Giftgaswolke entstand. Drei Tote auf der A8 verursachte ein Geisterfahrer. Vom Bund erhielt die Burgauer Wehr einen Rüstwagen RW 1 mit Ausrüstung zur Technischen Hilfeleistung. Vom Landkreis erhielt die Wehr in diesem Jahr einen Gasspürkoffer mit Ex-Meter und Sauerstoffmessgerät im Wert von 5000 DM.
1987: Das Jahr 1987 stand bereits im Zeichen des Gerätehaus-Neubaus in der Haldenwanger Straße. Im März wurde zusammen mit den Vertretern der Stadt, der Firma K-Bau (Leitendes Ing.-Büro) sowie zahlreichen Gästen der erste Spatenstich durchgeführt. Auch die ersten Vorarbeiten für die 125-Jahrfeier mussten geleistet werden. Die Anschaffung eines Fotoapparates und eines Personalcomputers aus der Vereinskasse für das neue Gerätehaus wurde beschlossen. Karl Haugg und Max Seybold rekonstruierten nach alten Vorlagen und Stoffmustern die Feuerwehrfahne aus der Gründerzeit. Der Verwaltungsrat beschloss einstimmig, die Fahne nach der alten Form restaurieren zu lassen. Am 31. Juli konnte im neuen Gerätehaus „Hebauf“ gefeiert werden. 1987 wurde unsere Wehr zu 109 Einsätzen gerufen.
1988: Das Jahr der Gründung der Feuerwehr vor 125 Jahren, des Gerätehausneubaus und des Auszugs aus dem Domizil am alten Rathaus. Für die Festvorbereitungen wurden aus dem Verwaltungsrat zwei Festausschüsse gebildet. Im Januar standen bei der Generalversammlung erst noch Neuwahlen auf dem Programm, Kommandant Johann Tippel wurde als erster Kommandant wieder bestätigt. Für seine beispiellose Arbeit im Dienst am Nächsten und elf Jahre als zweiter Kommandant wurde Karl Haugg geehrt. Am 4. und 5. Juni wurde neben der 125-Jahrfeier das neue 2,5 Mio. DM teure Gerätehaus in der Haldenwanger Straße feierlich eingeweiht.
2000 bis heute
2000: Der immer stärker werdende Verkehr auf der zweispurigen und schmalen Autobahn A8 führte zu einer immer größer werdenden Anzahl an Verkehrsunfällen. Neben PKW verunfallten auch immer öfter LKW und sorgten für aufwändige und langwierige Bergungseinsätze, wie z.B. ein mit Stückgut beladener Sattelauflieger, der kurz vor der Ausfahrt Günzburg fast die komplette Autobahn blockierte.
2006: Stetig wachsende Aufgabenbereiche führten auch zu einem wachsenden Fahrzeugbestand. Da das Gerätehaus zu klein geworden war, wurde es um eine neue Fahrzeughalle mit 5 Stellplätzen und einem Verwaltungsbau erweitert. Hier finden im Erdgeschoss seither der Umkleidebereich mit 91 Spinden und eine Werkstatt Platz, im 1. OG wurde eine neue Funkzentrale mit angegliedertem Lagebesprechungsraum sowie zwei Büros für den Kommandant und die Zug-/Gruppenführer errichtet. Nach etwa einjähriger Bauzeit konnte der Anbau für 800.000 € im Jahr 2006 eingeweiht werden. Gleichzeitig ging in diesem Jahr auch die 24-jährige Amtszeit von Kommandant Johann Tippel zu Ende, als sein Nachfolger wurde Hans-Peter Merz gewählt.
2009: Mit der Anschaffung des ersten Wechselladerfahrzeugs (inkl. zugehörigem Abrollbehälter Rüst) und der Außerdienststellung des alten Rüstwagens (Baujahr 1985) beschreitet die Wehr neue Wege. Wie auch in Günzburg und in Krumbach gilt mit dem neuen Konzept der Wechselladerfahrzeuge nun nicht mehr der Grundsatz, dass jegliche Feuerwehrgerätschaften auf vier Rädern verladen sein müssen. Gerade Spezialgeräte können nun flexibler, wartungsärmer und kostengünstiger beschafft, unterhalten und an die Einsatzstelle transportiert werden. 2013 kommt ein zweiter Wechsellader hinzu, um die Logistik der Abrollbehälter zu vereinfachen.
2013: Die Wartung und Pflege der Fahrzeuge und Gerätschaften ist durch eine festangestellte Person allein nicht mehr zu stemmen. Roland Beer kümmert sich seither als zweiter hauptamtlicher Gerätewart um Schläuche, Atemschutzgeräte und vieles mehr. Da für die beiden Kommandanten der bisher eigenständigen Feuerwehr Großanhausen keine Nachfolger gefunden werden können, wird die Wehr offiziell aufgelöst und samt ihrem Fahrzeug als Löschgruppe und zweiter Standort in die Feuerwehr Burgau integriert.
2017: Vom Freistaat Bayern wurden nach den verheerenden Hochwassern an Donau und Isar eine Flotte von baugleichen „Modularen Gerätewagen Hochwasser“ beschafft. Diese Versorgungs-LKW sind mit umfangreichem Equipment für Hochwasser-Schadenslagen ausgerüstet, das auf acht Rollwägen verladen ist. Eines dieser Fahrzeuge ist seither bei der Burgauer Feuerwehr stationiert und wird ggf. auch zu überregionalen Einsätzen bayern- oder deutschlandweit alarmiert.
2018: Die zahlreichen Industriehallen der Burgauer Betriebe führten zu einer besonderen Anschaffung: zur Belüftung und Entrauchung dieser Gebäude wurde ein Großraumlüfter der Firma BIG auf einem Ford Transit-Fahrgestell angeschafft. Dabei steuerten einige lokale Firmen über 40.000 € bei, um das Fahrzeug für die Wehr zu beschaffen.